Der Lebensstandard der Dorfbewohner war ziemlich
hoch, denn die Verdienstmöglichkeiten lagen recht
günstig. Die Mehrzahl der erwachsenen männlichen
Einwohner erhielten als Kumpel im Schatzlarer Kohlenbergwerk
einen annehmbaren Lohn; die Mädchen, die Frauen
und auch mehrere Männer fanden in der Brettgrunder
Papierfabrik, in der Bernsdorfer Textilfabrik, in der
Schatzlarer Porzellanfabrik und schließlich in
der Fischfabrik in Bernsdorf sowie bei der Eisenbahn
lohnende Arbeit. Aus manchem Hause waren auf solche
Weise zwei bis drei Erwachsene beschäftigt.
Die Mehrzahl der Arbeiter
besaß eine kleine Feldgärtnerei, von deren
Ertrag sie die dringendsten Lebensbedürfnisse bestritten,
während der in der Fabrik erhaltene Lohn den Lebensstandard
erhöhte oder als Spargroschen diente. Einen gesellschaftlichen
Standesunterschied zwischen Bauern und Arbeitern gab
es nicht, da ja auch der Arbeiter, wenn auch nur als
Kleinbauer, bäuerlich eingestellt und durch seinen
Besitz mit dem Grund und Boden verbunden war.
Ganz arme Leute gab
es eigentlich nicht, denn mit Nahrungssorgen hatte selbst
in schwersten Zeiten fast niemand zu kämpfen, vielmehr
konnte an den Sonntagen jeder Krinsdorfer ohne Sorgen
sein Stückchen Fleisch essen. Um das Jahr 1890
zählte das Dorf über 600 Einwohner, weil in
Kleinkrinsdorf eine Glasfabrik bestanden hatte, die
viele Arbeiter beschäftigte. Diese Fabrik brannte
im Jahre 1889 nieder und wurde nicht wieder aufgebaut.
Die Einwohnerzahl wurde nun
kleiner und betrug im Jahre 1945 etwa 450, durchweg
Deutsche, die alle die Mundart des Riesengebirges sprachen.
Nach der Parteizugehörigkeit gab es vor 1933 etwa
80 Prozent Anhänger des Bundes der Landwirte. An
Vereinen gab es im Orte: die Ortsgruppen der Schutzverbände
Bund der Deutschen und Deutscher Kulturverband, einen
Landwirtschaftlichen Verein, eine sehr eifrige Freiwillige
Feuerwehr, die zwei Spritzenhäuser und zwei Spritzen
besaß.
Alle Einwohner warem römisch-katholisch
und eingepfarrt nach Schatzlar, vorübergehend für
kurze Zeit nach Goldenöls. Im Orte selbst gab es
zwei schöne Kapellen, zum Gottesdienst an den Sonntagen
eilte jedoch alt und jung nach Schatzlar in die Kirche,
und während dort die Frauen und Mädchen züchtig
in der Kirche weilten, saßen die Männer gern
in den Gasthäusern und stärkten sich. |
An
Familiennamen gab es nicht viel im Orte, denn der Name
„Kuhn” kam öfter als zehnmal, der Name „Bischof'
fünfmal, der Name „Anders” viermal vor und je zwei
bis drei Familien trugen den Namen Bürgel, Kleinwächter,
Kirchschlager, Schubert, Baier, Gleißner, Breuer,
Bock, Hermann, Illichmann.
An gewerblichen und handwerklichen
Betrieben gab es zuletzt nur ein Gasthaus, da im Laufe
der letzten 20 Jahre vor der Austreibung zwei Gasthöfe
aufgelassen wurden, eine Mühle, eine Bäckerei,
eine Wagnerei und einen Kaufladen. Die Schule war seit
1896 zweiklassig. Als Schulleiter bzw. Oberlehrer wirkten
ab 1890: Schmelik (bis 1896), Adolf Falta (1896 — 1917),
Franz Schmidt (1917 — 1935), Richard Hilbert (1933 -1939),
Pilz (1939 - 1945). Als Lehrer wirkten: Hubert Wlk,
Paul, Franz Schmidt, Josef Fleischer, Eschner. Als Vorsteher
standen an der Spitze der Gemeinde: Josef Kuhn (bis
1902), Ferdinand Breuer (1902 - 1905), Anton Menzel
(1905 - 1912), Karl Anders (1912 - 1945), in den letzten
zwei Monaten vor der Vertreibung Paul Bürgel.
Für die Kinder war das
Dorf ein Paradies. Die ganze Gemarkung stand ihnen als
Spielplatz im Sommer und Winter zur Verfügung,
ausgenommen die Saaten. Wiese, Wald und Wasser boten
reichste Gelegenheit zu tollem Treiben. Im Winter fuhr
man mit Schiern, Rodelschlitten und Hörnerschlitten
die Hänge hinab oder lief Schlittschuh auf den
zugefrorenen Bächen. Im Sommer lockten die Pilze,
Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren in den Wald;
die Bäche mit munteren Forellen erfreuten das Herz
der wagemutigen Jungen.
Auch seltene Blumen fand man:
Schuppenwurz, Arnika, Sonnentau, Frauenschuh, Birnkraut.
Die Wiesen bildeten einen wahren Blumenteppich. Im Frühling
sproßten auf den Litschewiesen Hunderttausende
von Frühlingsknotenblumen.
An Jagdwild bevölkerten
Hasen, Rebhühner und Rehe Feld und Wald.
Verkehrsmäßig war
Krinsdorf durch eine 1926 neu angelegte, nach Bernsdorf
und Brettgrund führende Straße verbunden,
während die Güter- und Personenzüge der
südwestdeutschen Verbindungsbahn an der Dorfgrenze
vorüberkeuchten.
Quelle:
Riesengebirgsheimat, Ausgabe 12/1985
|