Wissenswertes von Krinsdorf, Unterrubrik: Chronik von Krinsdorf (Von Adolf Anders, Stand 1985) (Teil 2)

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  Chronik von Krinsdorf (Von Adolf Anders, Stand 1985) (Teil 1)

  Chronik von Krinsdorf (Von Adolf Anders, Stand 1985) (Teil 2)

 

  

Der Lebensstandard der Dorfbewohner war ziemlich hoch, denn die Verdienstmöglichkeiten lagen recht günstig. Die Mehrzahl der erwachsenen männlichen Einwohner erhielten als Kumpel im Schatzlarer Kohlenbergwerk einen annehmbaren Lohn; die Mädchen, die Frauen und auch mehrere Männer fanden in der Brettgrunder Papierfabrik, in der Bernsdorfer Textilfabrik, in der Schatzlarer Porzellanfabrik und schließlich in der Fischfabrik in Bernsdorf sowie bei der Eisenbahn lohnende Arbeit. Aus manchem Hause waren auf solche Weise zwei bis drei Erwachsene beschäftigt.

Die Mehrzahl der Arbeiter besaß eine kleine Feldgärtnerei, von deren Ertrag sie die dringendsten Lebensbedürfnisse bestritten, während der in der Fabrik erhaltene Lohn den Lebensstandard erhöhte oder als Spargroschen diente. Einen gesellschaftlichen Standesunterschied zwischen Bauern und Arbeitern gab es nicht, da ja auch der Arbeiter, wenn auch nur als Kleinbauer, bäuerlich eingestellt und durch seinen Besitz mit dem Grund und Boden verbunden war.

Ganz arme Leute gab es eigentlich nicht, denn mit Nahrungssorgen hatte selbst in schwersten Zeiten fast niemand zu kämpfen, vielmehr konnte an den Sonntagen jeder Krinsdorfer ohne Sorgen sein Stückchen Fleisch essen. Um das Jahr 1890 zählte das Dorf über 600 Einwohner, weil in Kleinkrinsdorf eine Glasfabrik bestanden hatte, die viele Arbeiter beschäftigte. Diese Fabrik brannte im Jahre 1889 nieder und wurde nicht wieder aufgebaut.

Die Einwohnerzahl wurde nun kleiner und betrug im Jahre 1945 etwa 450, durchweg Deutsche, die alle die Mundart des Riesengebirges sprachen. Nach der Parteizugehörigkeit gab es vor 1933 etwa 80 Prozent Anhänger des Bundes der Landwirte. An Vereinen gab es im Orte: die Ortsgruppen der Schutzverbände Bund der Deutschen und Deutscher Kulturverband, einen Landwirtschaftlichen Verein, eine sehr eifrige Freiwillige Feuerwehr, die zwei Spritzenhäuser und zwei Spritzen besaß.

Alle Einwohner warem römisch-katholisch und eingepfarrt nach Schatzlar, vorübergehend für kurze Zeit nach Goldenöls. Im Orte selbst gab es zwei schöne Kapellen, zum Gottesdienst an den Sonntagen eilte jedoch alt und jung nach Schatzlar in die Kirche, und während dort die Frauen und Mädchen züchtig in der Kirche weilten, saßen die Männer gern in den Gasthäusern und stärkten sich.

An Familiennamen gab es nicht viel im Orte, denn der Name „Kuhn” kam öfter als zehnmal, der Name „Bischof' fünfmal, der Name „Anders” viermal vor und je zwei bis drei Familien trugen den Namen Bürgel, Kleinwächter, Kirchschlager, Schubert, Baier, Gleißner, Breuer, Bock, Hermann, Illichmann.

An gewerblichen und handwerklichen Betrieben gab es zuletzt nur ein Gasthaus, da im Laufe der letzten 20 Jahre vor der Austreibung zwei Gasthöfe aufgelassen wurden, eine Mühle, eine Bäckerei, eine Wagnerei und einen Kaufladen. Die Schule war seit 1896 zweiklassig. Als Schulleiter bzw. Oberlehrer wirkten ab 1890: Schmelik (bis 1896), Adolf Falta (1896 — 1917), Franz Schmidt (1917 — 1935), Richard Hilbert (1933 -1939), Pilz (1939 - 1945). Als Lehrer wirkten: Hubert Wlk, Paul, Franz Schmidt, Josef Fleischer, Eschner. Als Vorsteher standen an der Spitze der Gemeinde: Josef Kuhn (bis 1902), Ferdinand Breuer (1902 - 1905), Anton Menzel (1905 - 1912), Karl Anders (1912 - 1945), in den letzten zwei Monaten vor der Vertreibung Paul Bürgel.

Für die Kinder war das Dorf ein Paradies. Die ganze Gemarkung stand ihnen als Spielplatz im Sommer und Winter zur Verfügung, ausgenommen die Saaten. Wiese, Wald und Wasser boten reichste Gelegenheit zu tollem Treiben. Im Winter fuhr man mit Schiern, Rodelschlitten und Hörnerschlitten die Hänge hinab oder lief Schlittschuh auf den zugefrorenen Bächen. Im Sommer lockten die Pilze, Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren in den Wald; die Bäche mit munteren Forellen erfreuten das Herz der wagemutigen Jungen.

Auch seltene Blumen fand man: Schuppenwurz, Arnika, Sonnentau, Frauenschuh, Birnkraut. Die Wiesen bildeten einen wahren Blumenteppich. Im Frühling sproßten auf den Litschewiesen Hunderttausende von Frühlingsknotenblumen.

An Jagdwild bevölkerten Hasen, Rebhühner und Rehe Feld und Wald.

Verkehrsmäßig war Krinsdorf durch eine 1926 neu angelegte, nach Bernsdorf und Brettgrund führende Straße verbunden, während die Güter- und Personenzüge der südwestdeutschen Verbindungsbahn an der Dorfgrenze vorüberkeuchten.

Quelle:
Riesengebirgsheimat, Ausgabe 12/1985

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