Die Vertreibung 1945/46

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 Vertreibung 1945/46

 

  

Lager in Bernsdorf während des zweiten Weltkriegs und ihre Rolle während der Vertreibung

 

Die Bewohner wurden durch die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Ende des 2. Weltkrieges vor rund 60 Jahren im Zeitraum 1945/1946 in alle Welt, überwiegend nach Deutschland, verstreut. Wir haben aus Bernsdorf aber auch einzelnen Personen, die heute in USA und Australien leben.

Dabei gab es 1945 anfangs eine wilde Vertreibung bzw. Flucht von Hundertausenden und in 1946 dann eine systematisch organisierte Aussiedlung von mehreren Millionen Sudetendeutschen. Diese erneuten Vertreibungen beruhten auf Festlegungen im Abkommen der Postdamer Konferenz vom 2.8.1945.

In Bernsdorf wurden am 27. Juli 1945 235 Sudetendeutsche vertrieben. Wie mir Herr Riedel berichtete, waren im Haus meiner Großtante Maria Stierand die russischen Truppen einquartiert.

Wer sich über die Rahmenbedigungen der Sudetendeutschen von 1918 bis 1945 und den Ablauf der Vetreibung informieren möchte, der findet eine übersichtliche Aufstellung in drei Kategorien im Bereich Historie der Sudendeutschen Landsmannschaft:

www.sudeten.de

Deutsche Schulen schlossen im Januar 1945 im Sudetenland, auch in Bernsdorf, weil russische Soldaten einmarschiert sind. 1946 ging es dann für die Schüler an tschechischen Schulen weiter.

Wie ich im Juli 2008 erzählt bekam, durften nur die 1945 Vertriebenen kaum was mitnehmen und selbst dessen waren sie zum Teil beraubt worden. 1946 wurden dann schon etwas humaner als "Antifaschisten" eingestufte Deutsche "ausgesiedelt" und durften dabei u.a. sogar Möbel mitnehmen. Ihnen gelang es dann in der neuen Heimat somit leichter, wieder eine Existenz aufzubauen. In den ersten Jahren der neuen Heimat soll es keine Kontakte zwischen den beiden Gruppen gegeben haben.

1968 marschierten nochmals russische Soldaten in Bernsdorf ein, was nochmals viele verbliebene Deutsche zur Ausreise bewegte.


Meine eigene Mutter, Tante und Oma kamen - wie mir berichtet wurde - zusammen mit anderen Vertriebenen am 21. März 1946 in 83671 Benediktbeuern an.

Somit habe ich zu dieser Aufgabe einen familiären Bezug. Es würde mich freuen, wenn ich durch Erinnerungen ebenso an dieser Vertreibung beteiligten Personen noch mehr über die damalige Zeit erfahren könnte.

Im Haus meiner Familie (Bernsdorf 11) gab es früher nur eine Küche, ein Schlafzimmer und einen Stall. Der Dachboden war damals noch nicht ausgebaut.

Der Stall steht inzwischen nicht mehr und auch das Haus wurde weiter renoviert.

Es war im Jahr 1945, als plötzlich Leute im Haus standen und forderten, daß die Kinder das Haus verlassen sollten. Oma hätte bleiben sollen, um die Tiere der kleinen Landwirtschaft zu versorgen. Das hat sie aber abgelehnt. Sie wollte bei den Kindern bleiben. Sie wurden zunächst in ein Lager* der Russen bei der Fischfabrik in Bernsdorf gebracht. Im Februar 1946, also rund ein halbes Jahr später, wurden sie ins Sammellager Jungbuch (Mladé Buky) gebracht. Von dort aus gingen zwei Transporte mit Sudetendeutschen in die Ostzone. Meine Tante und die anderen waren beim dritten Transport und das war nach Aussagen mir gegenüber der erste, der nach Bayern kam. Dies war im März 1946. Bayern war damals ziemlich unterbevölkert. Auf dem Heimatkreistreffen 2006 wurde mir berichtet, dass die Transporte aus Jungbuch vom Bahnhof Trübenwasser abgingen. Vom Lager haben die Vertriebenen zu Fuß dort hinlaufen müssen.
Aus kopierten Transportlisten aus dem
Stani okresni archiv Trutnov - staatliches Bezirksarchiv Trautenau - wurde bekannt, dass es von Jungbuch aus schon am 29. Januar 1946 und 01. März 1946 Transporte nach Bayern gab. Der dritte Transport fand am 17. März 1946 statt (bei diesem dürfte auch meine Mama dabei gewesen sein). Übergabeort sei Furth im Wald gewesen. Nach diesen Transportlisten wurden 30.385 Personen zwischen 29. Januar 1946 und 16. November 1946 in Richtung Furth im Wald, Brambach und Bad Schandau ausgewiesen.

Am Abend des 20. März 1946 kamen meine Mama, Tante, Oma etc. gegen 23 Uhr am Bahnhof in Bad Tölz mit dem ersten dort eintreffenden Flüchtlingstransport an, der aus 20 Waggons mit insgesamt 565 Personen, überwiegend Frauen, Kinder und alten Männern bestand. Sie stammten aus den Regionen Trautenau, Schatzlar und Qualisch. Vor dem Bahnhof Bad Tölz wurden sie dann in Busse verteilt. Mit ihnen kamen noch andere Familien (Illner, Kossek, Krebes usw..).
Am 21. März 1946 Uhr kamen sie zwischen 4.00 Uhr und 4.30 Uhr an der Bahnhofsgaststätte Benediktbeuern an, wo sie dann auch zunächst geschlafen haben. Ein Teil der o.g. 565 Personen wurde auch nach Bad Tölz, Oberfischbach und andere umliegende Gemeinden gebracht.

Der 21. März 1946 war ein Wochentag, aber ein Feiertag der Bauern, denn es war der Namenstag des Hl. Benedictus. Die Bevölkerung ging damals in Tracht zur Kirche. Die auffällige Erscheinung löste bei den Ankömmlingen Verwunderung aus, weil man noch nie diese Trachten gesehen hatte.

Am nahegelegenen Bahnhof holte die Blaskapelle Benediktbeuern - wie damals üblich - Touristen ab.

Das waren die ersten Eindrücke in der neuen Heimat Benediktbeuern ...

Viele andere Vertriebene leben noch in Benediktbeuern. Meine Mutter starb allerdings schon 1978 und meine Oma schon 1990.

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